Drei Ursachen für den Fachkräftemangel in Deutschland

4. März 2023 · 3 Minuten Lesezeit · von Leonie Stoyke

Warum der Fachkräftemangel uns alle betrifft

Er ist derzeit in aller Munde und die von ihm ausgehende Bedrohung lässt sich nicht mehr leugnen: Der Fachkräftemangel. Ein Zustand, in dem sich langfristig eine große Zahl offener Arbeitsplätze und eine wesentlich geringere Zahl potenzieller Arbeitnehmer:innen gegenüberstehen. Über eine Millionen Arbeitskräfte fehlen aktuell in Deutschland. Tendenz steigend.

Während er in Politik und Medien vor allem in einzelnen Branchen Aufmerksamkeit erhält, sagt Achim Dercks, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK): “Betroffen sind eigentlich alle”. Tatsächlich empfindet ein Großteil der deutschen Unternehmen die fehlenden Fachkräfte als ein Risiko. Und auch in dem Jahresgutachten des Sachverständigenrats für Wirtschaft wird die Bekämpfung des Fachkräftemangels als eine zentrale Herausforderung für das Jahr 2023 gelistet.

Für den Erfolg großer Zukunftsaufgaben wie die der Energiewende und der Digitalisierung stellt das Defizit an Fachkräften eine enorme Bürde dar. Und auch Betriebe, in denen Stellen unbesetzt sind, spüren die Folgen des Fachkräftemangels schon heute deutlich. Besonders dramatisch ist die Situation im produzierenden Gewerbe und in der Bau- und Logistik-Industrie, wo ausgebildete Fachkräfte akut fehlen.

Über die Existenz und Dringlichkeit des Mangels an Fachkräften, der sich bereits niederschlägt und auch in Zukunft zu Problemen führen wird, herrscht Einigkeit. Allerdings kommt die Frage auf, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wir stellen Ihnen 3 Ursachen und Gründe für den Fachkräftemangel vor.

1. Der demografische Wandel

Schaut man sich die Bevölkerungspyramide von Deutschland an, fällt schnell auf, dass sie sich nach unten hin stark ausdünnt. Es gibt also relativ viele alte Menschen und durch geringe Geburtenraten in den letzten Jahrzehnten in Relation kaum junge. Deshalb rücken wenige Erwerbsfähige nach, wenn nun die Generation der Babyboomer oft schon mit 63 Jahren oder noch früher in Rente geht. Kurz gesagt: Die Anzahl an verfügbaren Arbeitskräften sinkt und wird auch zukünftig noch stärker sinken, da derzeit ausgerechnet die Angehörigen der geburtenreichsten Jahrgänge nach und nach in den Ruhestand gehen.

Das erklärt, warum viele Stellen unbesetzt sind und perspektivisch unbesetzt bleiben. Prognosen des Basler Forschungsinstituts gehen deshalb davon aus, dass bis 2030 insgesamt drei Millionen Fachkräfte fehlen könnten, solange seitens der Politik und Wirtschaft keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Zahlen, Daten, Fakten
Bis 2030 könnten insgesamt drei Millionen Fachkräfte fehlen.

2. Trend hin zum Studium

Besonders hoch ist der Mangel an Arbeitskräften mit Berufsausbildung. Mittlerweile ist die Hälfte der Unternehmen davon betroffen. Zwar fehlt es häufig auch an Akademiker:innen, jedoch ist dieses Defizit deutlich geringer. Zugleich ist die Zahl der Studienanfänger:innen seit Anfang der 2000er aber deutlich gestiegen. Das führt zu erheblichen Engpässen vor allem in den Branchen des Handwerks, der Industrie und der Logistik, in denen Unternehmen vor allem auf Fachkräfte mit praktischen Qualifikationen angewiesen sind. Zudem ist ein Studium in der Regel mit einer langjährigen Ausbildungszeit verbunden. Je länger Menschen jedoch im Bildungssystem verweilen, desto später sind sie auf dem Arbeitsmarkt als Arbeitskraft verfügbar. Dadurch wird der Mangel an verfügbaren Arbeitskräften weiter verschärft.

Es würde sich also für viele Unternehmen lohnen, wenn sich wieder mehr Jugendliche nach der Schule für eine Berufsausbildung entscheiden würden.
Zahlen, Daten, Fakten
An deutschen Hochschulen sind aktuell fast drei Millionen Student:innen eingeschrieben.
2002 waren es nicht einmal zwei Millionen.

3. Bürokratische Hürden

Ein häufig genannter Lösungsvorschlag für die kritische Situation in Deutschland ist der Einsatz von Fachkräften aus dem Ausland. So naheliegend dieser Gedanke auch ist, ergeben sich bei der Umsetzung eine Reihe von Schwierigkeiten, insbesondere in Form bürokratischer und administrativer Hürden. Oft stellen sich die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, Sprachbarrieren und nicht zuletzt die Schwierigkeit der Vergleichbarkeit von im Ausland erworbenen Qualifikation als problematisch heraus. Es nicht immer leicht, anhand des Lebenslaufs zu beurteilen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen die Bewerber:innen in früheren Ausbildungen und Positionen tatsächlich erlernt haben. Dies kann meist erst im direkten Gespräch mit den Bewerber:innen geklärt werden.
Die Ursachen des Fachkräftemangels im Überblick
  1. Demografischer Wandel: Die Generation der Babyboomer geht nun in Rente und es rücken nur wenige junge Menschen nach. Deshalb wird die Anzahl verfügbarer Arbeitskräfte zunehmend geringer.
  2. Trend hin zum Studieren: Immer mehr Jugendliche entscheiden sich für ein Studium. Dadurch entstehen große Lücken bei den Berufen mit praktischer Ausbildung.
  3. Bürokratische Hürden: Die Anerkennung und Vergleichbarkeit von im Ausland erworbenen Abschlüssen ist oft schwierig. Das erschwert die Einstellung qualifizierter ausländischer Fachkräfte.

Was Sie tun können

Der Fachkräftemangel betrifft alle, unabhängig von der Branche. Es ist, und das wird es in Zukunft noch stärker sein, eine große Herausforderung, die offenen Stellen mit gut ausgebildeten und qualifizierten Arbeitskräften zu besetzen. Deshalb ist es umso wichtiger, die eigenen sachkundigen Mitarbeiter:innen langfristig an das Unternehmen zu binden, damit keine weiteren Defizite entstehen. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen ist dafür das A und O. Sie ist eng gekoppelt an ein Gefühl der Teilhabe und Zugehörigkeit. Was Sie in Ihrem Unternehmen konkret dafür tun können und welche Tools Ihnen dabei helfen, erfahren Sie hier.

Die Folgen und Challenges des Fachkräftemangels werden uns alle in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch begleiten. Wie nehmen Sie diese Thematik in ihrem Unternehmen wahr? Lassen sie uns doch gerne einen Kommentar dazu auf LinkedIn da.